10. April 2012

Dieautobahndiefiese




Autofahren ist eigentlich der absolute Horror. Nie! kann man mit der Geschwindigkeit fahren, die man gerade braucht!

Ich meine die Geschwindigkeit, die es erlaubt die Landschaft zu betrachten, die Besonderheit eines Ortes in sich aufzunehmen und etwas Interessantes, z.B. Kühe oder Pferde wenigstens mit einem Seitenblick zu betrachten. Schon hat man hinter sich eine Schlange von Irren, die in allerkürzester Zeit von A nach B wollen. Dazwischen ist nix und darf nichts zwischen kommen. Beängstigend ist die Physiognomie mancher Autos in meinem Rückspiegel. Manche haben grell  leuchtende, schräge Augenlampen und die Kühlerhaube wird zu einer gemein verzogenen Karosseriefresse. Ich bin schon wieder zu langsam und werde bestimmt gehasst. Ich gebe Gaaaaaaaaaaaas! und dann fahrfahrfahr ich. Und vergesse alles. Mich auch.

Die Autobahn ist noch viel schlimmer. Sie verschluckt mich einfach in ihr graues Blechleben. Einsam ist sie und man muss fahren! fahren! fahren! Auch dann, wenn einem plötzlich schlecht ist oder anderes im Körper. Rechts und links Landschaft, die ein Designer mit dem Photoshopfilter "unscharf verwischen" verkorkst hat. Alle paar Meter ziehen Plakate an mir vorbei, darauf sind z.B.: Zwei traurige Kinderköpfe, vor einem, im Hintergrund rasendem Auto zu sehen und der Text: "Unsere Eltern könnten noch Leben". Ich katastrophiere extra an dieser Heuchelei. Vor mir tauchen  Bremsspuren auf, die sich quer über die Fahrbahn ziehen. Auf einer Brücke steht irgendwer und welch ein Glück, dass der Mensch gerade nicht die Idee hat, Steine herunter zu werfen. Aufgeblendete Scheinwerfer in meinem Rückspiegel. Tote Hasen am Fahrbahnrand. Blut fließt auf die Geisterbahn. Ich bin mit  Irren und Wahnsinnigen im Raserland.  

Neulich fuhr ich durchs Land, ganz früh, an einem Feiertag, als alle anderen Autos noch schliefen oder feierten, das war mal schlichtweg entspanntes Fahren. Ich fuhr so langsam, dass auch meine Seele von A nach B mitreisen konnte. Und nur deshalb konnte ich dann ein Bild malen.


"Die Reise", Pastellkreide, 50x70 cm





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